Kläranlage
Lageplan
- Einlaufhebewerk
- Maschinenhaus
- Vorklärung
- Denitrifikationsbecken
- Belebungsbecken
- Phosphatfällung
- Nachklärung
- Schaltwarte/Labor
- Schlammpolder
In der Marktgemeinde Dietenhofen wurden seit 1956 etwa 26,3 Millionen Euro in das öffentliche Kanalnetz und die Kläranlage investiert. Allein in den Jahren seit 1988 (Beginn des Anschlusses der Ortsteile) wurden ca. 20,3 Mio. Euro für das Kanalnetz verbaut. An staatlichen Zuschüssen flossen in diesem Zeitraum ca. 4,7 Mio. Euro, Beiträge in Höhe von 3,9 Mio. Euro mussten erhoben werden (Stand 31.12.2013).
Inzwischen betreibt der Markt Dietenhofen ein Kanalnetz mit über 100 km Länge. Weitere Betriebsstellen außer der Kläranlage sind 12 Abwasserpumpwerke und 13 Regenentlastungsbauwerke (2 Regenüberlaufbecken, 8 Stauraumkanäle und 3 Regenüberläufe).
In den Jahren 2003 und 2004 wurde die im Jahr 1977 in Betrieb genommene Kläranlage Dietenhofen mit einem Aufwand von etwa 2,5 Millionen Euro komplett umgebaut und für eine weitere Betriebszeit von voraussichtlich über 20 Jahren ertüchtigt. Andere Gemeinden waren in diesem Zeitraum gezwungen, neue Kläranlagen zu erheblich höheren Kosten zu errichten. Durch die Ertüchtigung unserer Kläranlage am vorhandenen Standort und der Beibehaltung fast aller Bauwerke konnte so die Belastung unserer Gemeindebürger in Grenzen gehalten werden.
Die Kläranlage Dietenhofen ist eine mechanisch-biologisch-chemische Abwasserreinigungsanlage. Sie kann entsprechend den heutigen Anforderungen an die Reinigungsleistung von Kläranlagen das Abwasser von 12.000 Einwohnern beziehungsweise Einwohnergleichwerten reinigen. Dies entspricht einem Abwasseranfall von 2.200 m³/Tag und einem Spitzenabfluss bei Trockenwetter von 42 l/s.
Abwässer enthalten ungelöste und gelöste Schmutzstoffe. Während die ungelösten Schmutzstoffe verhältnismäßig einfach durch Sieb- und Absetzvorgänge ausgesondert werden können, müssen die gelösten Stoffe mittels Bakterien entfernt oder durch chemische Vorgänge ausgeschieden werden.
Sowohl das zulaufende als auch das ablaufende Wasser in der Kläranlage wird ständig auf seine Verschmutzung untersucht. Die wichtigsten Parameter sind BSB5 (biochemischer Sauerstoffbedarf in 5 Tagen), CSB (chemischer Sauerstoffbedarf), NH4-N (Ammonium-Stickstoff), N (Gesamtstickstoff) und P (Phosphor). Beim Durchlaufen unserer Kläranlage werden dem Abwasser über 95 % seiner Schadstoffe entzogen. Die vom Gesetzgeber vorgegebenen Mindestvorschriften werden somit nicht nur eingehalten, sondern sogar übertroffen. Das gereinigte Abwasser wird der Bibert zugeleitet.
Der bei der Abwasserbehandlung anfallende Klärschlamm wird anaerob (ohne Sauerstoffzufuhr) in den Schlammpoldern ausgefault und wegen seines hohen Anteils an Düngestoffen zurzeit noch landwirtschaftlich verwertet. Dies ist wegen des geringen Gehalts an Schwermetallen und anderen Schadstoffen (Dioxine, PCB, etc.) derzeit noch möglich. In Zukunft muss der Klärschlamm aber voraussichtlich gepresst und thermisch verwertet werden.
Zu den Umbau-/Erweiterungsmaßnahmen
Das Ingenieurbüro Miller, Nürnberg, das auch schon in den siebziger Jahren den Neubau unserer Kläranlage plante, wurde mit der Planung der Ertüchtigung der Kläranlage Dietenhofen beauftragt. Folgende Maßnahmen wurden durchgeführt:
Kapazität
Zur Vergrößerung der Kapazität der Kläranlage von 9.900 EW (Einwohnerwerten) auf 12.000 EW wurde der Wasserspiegel in allen Becken erhöht.
1 Einlaufhebewerk
Das Einlaufhebewerk bestand aus einer einzelnen Schneckenpumpe. Der vorhandene Trog war durch Sand und Steine abgescheuert. Die Schneckenpumpe blieb erhalten und der Trog wurde saniert. Zusätzlich wurde eine Kreiselpumpe installiert, die bei Ausfall der Schnecke und als zusätzliche Pumpe in gewissen Betriebszuständen vorgesehen ist.
2 Maschinenhaus mit Rechen, Sandfang und Gebläsen
Vorhanden war ein Gegenstrom-Kletterrechen mit 25 mm Stababstand. Auf einen Sandfang wurde damals beim Bau der Kläranlage aus Kostengründen verzichtet. Nun sind ein Feinsieb-Rechen (5 mm Maschenweite) mit Rechengutwäsche und –Presse und ein belüfteter Sandfang mit Sandwäsche in Betrieb. Die Rechengutwäsche ist notwendig, um den hohen Anteil organischer Stoffe in den abgeschiedenen Fraktionen, die eine Deponierung unmöglich machen würden, zu verringern.
Das Rechengut wird wie bisher in einen 1,1 m3 Müllbehälter entsorgt. Der gereinigte Sand kann z.B. zum Auffüllen von Leitungsgräben verwendet werden.
Die neuen Anlagen sind frostempfindlich, so dass sie in einem neuen Betriebsgebäude untergebracht wurden.
Dieses Gebäude beherbergt auch noch den Anschlussraum für die Energieversorgung, die Gebläse für die Belüftung der Belebungsbecken und eine neue Werkstatt.
3/4 Vorklär-/Denitrifikationsbecken
Die Vorklärbecken wurden zum Zeitpunkt des Baues unserer Kläranlage verhältnismäßig groß gebaut, um billig, das heißt ohne großen Einsatz von Energie, viel organisches Material (Kohlenstoffträger) abzuscheiden.
Zum Abbau von Stickstoff- und Phosphorverbindungen ist es aber notwendig, in die Belebungsbecken einen hohen Anteil an Kohlenstoffträgern einzubringen, um das Wachstum des belebten Schlammes anzuregen. Daher wurde das Vorklärbecken stark verkleinert.
Direkt nach dem bestehenden Trichter wurde eine Trennwand eingezogen. Der Rest des bestehenden Vorklärbeckens wurde zu einem Denitrifikations-Becken umgebaut. Denitrifikation findet unter anaeroben Bedingungen durch dieselben Bakterien, die im sauerstoffreichen Milieu Kohlenstoffverbindungen abbauen, statt.
Daher sind im „neuen“ Denitrifikations-Becken nur Rührwerke vorgesehen, um die Bakterienflocken (Belebtschlamm) in der Schwebe zu halten.
5 Belebungsbecken
Ursprünglich wurden die Belebungsbecken mittels Oberflächenbelüftern mit Sauerstoff versorgt. Zum Zeitpunkt des Baues der Kläranlage waren diese einfachen und wenig unterhaltsaufwendigen Belüfter Stand der Technik. Heute werden sie wegen des äußerst schlechten Wirkungsgrades und der Aerosol-Bildung nicht mehr eingesetzt. Jetzt sind in den Belebungsbecken Flächenbelüfter für die feinblasige Druckbelüftung und jeweils ein Rührwerk eingebaut.
Durch diese Anordnung ist intermittierender Betrieb möglich, das heißt, dass nach einer Phase der Belüftung, in der Kohlenstoffverbindungen abgebaut und Stickstoffverbindungen zu Nitrat (NO3) umgebaut werden, der Sauerstoffeintrag gestoppt wird. Die Bakterien werden dadurch gezwungen, das vorliegende Nitrat zu Sauerstoff für die eigne Atmung und molekularem Stickstoff abzubauen.
Seit dem Umbau der Kläranlage wurde die Anzahl der gemessenen Parameter im Belebungsbecken erheblich erweitert. Wurde zuerst nur der Nitratgehalt gemessen, werden jetzt auch Phosphor- und Ammoniumwerte aufgenommen und automatisch an das Prozessleitsystem weitergegeben. Dieses sorgt anschließend dafür, dass das Fällmittel für Phosphorverbindungen genau dosiert zugegeben werden kann. Die Laufzeit der Verdichter für die Druckbelüftung kann optimiert werden, was zu gleichmäßigeren Ablaufwerten bezüglich des Ammoniums und einer leichten Stromersparnis führt.
6 Phosphatfällung
Ein Behälter für das Fällmittel zur Phosphatfällung ist direkt neben dem Belebungsbecken aufgestellt.
7 Nachklärbecken
Im Nachklärbecken werden die Belebtschlamm-Flocken abgesetzt und entweder wieder dem Prozess zugeleitet (Rücklaufschlamm) oder in die Schlammpolder abgepumpt (Überschussschlamm).
Um die Leistungsfähigkeit zu erhöhen, wurde der Wasserspiegel um etwa 20 cm erhöht, um eine mittlere Wassertiefe von 2,90 m (bei Neubauten heute anzustreben: 3,0 m) zu erhalten.
Hierzu mussten Tauchwand und Überfallkanten erhöht werden. Auch der Schwimmschlammabzug war höher zu setzen und umzubauen, um weniger Wasser mit abzuziehen.
8 Betriebsgebäude
Im Keller des Betriebsgebäudes ist eine neue Ablaufmessung installiert.
Die bisher vorhandene Raumsituation (Labor, Schaltwarte und Aufenthaltsraum als ein Raum) war nicht mehr zulässig. Daher wurde das Betriebsgebäude erweitert und komplett umgebaut.
Photovoltaik-Eigenverbrauchsanlage
Seit Ende September 2014 wird eine Eigenverbrauchs-Photovoltaikanlage mit einer Leistung von knapp 30 kWpeak auf den Dächern der Betriebsgebäude der Kläranlage betrieben.
9 Schlammpolder
Im Bereich der Schlammpolder wurde die Zufahrt erneuert und eine Standfläche für eine mobile Schlammpresse einschließlich der notwendigen Stromanschlüsse hergestellt. Weitere Maßnahmen waren nicht notwendig.
Eigenverlag Markt Dietenhofen
Rathausplatz 1
90599 Dietenhofen
Texte: Heinz Henninger, Volker Spörl
Bilder: Hans Pfeiffer